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Zeitzeugin zu Gast an der IGS Mainspitze

Zum 60. Jahrestag des Endes von Krieg und Diktatur in Deutschland und Europa haben sich alle Klassen der Gesamtschule mit diesem Thema beschäftigt, so wie es der Erlass des Hessischen Kultusministeriums vorsieht. Die Überlegung, die einzelnen Klassenvorhaben in ein gemeinsames Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in Form von gemeinsamen Schweigeminuten in der großen Pausenhalle einmünden zu lassen, konnte leider wegen der in diesen Tagen stattfindenden Umzugsaktivitäten (siehe weiterer Artikel) im Rahmen der Sanierung der IGS nicht stattfinden.



So blieb es bei den Einzelaktivitäten der Klassen, die das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler über die jüngste Vergangenheit Deutschlands erweitern und schärfen sollten. In der 5a war eine Zeitzeugin, Großmutter einer Mitschülerin, eingeladen worden, die von ihren persönlichen Erlebnissen in dieser Zeit berichtete. Frau Ilse Watrin, Geburtsjahrgang 1920, erstaunte die Kinder mit ihren Schilderungen von Bombenangriffen auf Ginsheim, dem Heimatort vieler Kinder dieser Klasse. Dass auch hier ein ganzer Straßenzug lichterloh brannte, als die Stabbrandbomben der Amerikaner in die Wohnhäuser einschlugen, dass die Bewohner in einem gemeinsamen Bunker, der heute zugeschüttet ist, immer wieder Zuflucht suchen mussten, hatten sie sich nicht vorstellen können. Frau Watrin hatte Anschauungsmaterial mitgebracht, so Bilder vom zerstörten Mainzer Brand und von der zerstörten und völlig ausgebrannten evangelischen Kirche in Ginsheim sowie einige Bombensplitter, die sie in ihrem Garten gefunden hatte und die die Kinder mit Erstaunen berührten.

Die Schüler waren sichtlich betroffen von so viel Leid und Angst der Menschen damals. Zuletzt kam Majas Frage - Maja weiß schon viel über diese Zeit von ihren polnischen Großeltern- "Was war für Sie das Schlimmste in dieser Zeit?" Ja, was war das Schlimmste? Die Antwort fiel nicht leicht. Deutlich wurde aber, dass die Menschen damals nach so vielen Jahren der Nazi-Propaganda nicht damit rechneten, dass die Welle der Feindseligkeit, des Hasses und der Unmenschlichkeit, die sie über ihre Nachbarländer gebracht hatten, sie nun selber traf.

Frau Watrin war überrascht und sehr angetan von den interessierten Schülern, die ihr über 2 Schulstunden gebannt zuhörten und immer wieder neue Fragen hatten. Am Ende bedankte sich die Klasse 5a und ihre Klassenlehrerin B. v. Stern für diesen interessanten und informativen Besuch. Die Lehrerin betonte, wie wichtig es sei für die nachfolgenden Generationen, noch möglichst viel von den noch lebenden Zeitzeugen zu erfahren. Zeitzeugen einzuladen ist übrigens nichts Neues an der IGS Mainspitze, sondern wurde und wird immer wieder praktiziert, meistens allerdings in den Klassen 9 und 10, wenn das Thema "Nationalsozialismus und der 2. Weltkrieg" auf dem Lehrplan stehen. Für die 5.Klässler wurde an diesem Tag zumindest eines klar: Krieg ist etwas gänzlich anderes als das, was sie aus Videospielen und manchen Action-Filmen kennen. In der kommenden Woche kommt eine weitere Zeitzeugin in die Klasse.